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Lorenzo Ostini: Schon immer Naturwinzer

Wie lange genau, ist wohl ein Geheimnis, denn darauf angesprochen meint er mit einem Schmunzeln im Gesicht: «Seit ich 6 Jahre alt bin». Damals, so gesteht er später, noch unter den Fittichen seines Grossvaters. Von ihm hat er gelernt, wie man Wein macht, wie sich das Wetter im Tal entwickelt und was wann getan werden muss. Lorenzo ist der Philosophie seines Grossvaters treu geblieben, hat die natürliche Arbeit verinnerlicht und das Wissen gemehrt. 

Ostinis Weinkeller im Tessin
Krüge im Wohnzimmer von Naturwinzer Lorenzo Ostini
Weinkrüge im Wohnzimmer

Seit über 10 Jahren arbeiten wir nun schon mit Naturweinen und suchen sie in ganz Europa zusammen. Nirgends gestaltete sich das anfangs schwieriger als in der Schweiz. Obwohl einer war eigentlich schon immer da: Lorenzo Ostini. Nur kannte den niemand. Vor und abseits der ständig wachsenden Szene keltert er seit über 40 Jahren seinen Naturwein.

Den Sprung in die Moderne mit Spritzmittel und dem Anbau von Merlot del Ticino hat er nicht mitgemacht und sich stattdessen lieber auf die alten Sorten Bondola (Americano), Nebbiolo und ein paar Pilz-resistente Sorten konzentriert. Die Lagen mit Merlot und Cabernet Sauvignon hat er schon in 2000er-Jahren aufgeben. «Merlot ist einfach zu anfällig für den falschen Mehltau, der passt eigentlich nicht in das feucht-warme Tessiner Klima. Schon mein Grossvater hat immer gesagt, Merlot, das machen wir nur für die Deutschschweizer, wir trinken das nicht».  Und so hält es Lorenzo Ostini heute noch. 


«…das machen wir nur für die Deutschschweizer, wir trinken das nicht»

Seine Weine sind vom Charakter her alpin und erinnern eher an Nebbiolos aus dem Veltlin. Leicht im Alkohol, kräftig im Geschmack, Tannine und Säure sind präsent, unterstützen die Frucht und sorgen dafür, dass die Weine wunderbar altern. Alles in allem ein Wein zwischen kantig und filigran, zwischen Boden und Himmel. 

Schwer zu kriegen

Warum wir nicht schon früher auf diesen wunderbaren Winzer gestossen sind, kann ich emotional fast nicht nachvollziehen, der Grund ist aber eigentlich offensichtlich. Ein einziger nennenswerte Eintrag im Internet und erst noch in der Handelszeitung. Sonst findet man nichts ausser dem Namen und der Adresse. Wir waren also auf eine schicksalshafte Begebenheit angewiesen; so geschehen als Tom wieder einmal im Tessin war und einen Wein in einer Naturweinbar in Lugano getrunken hat. 

Was danach kommt hat nichts mehr mit Schicksal zu tun, sondern mit purer Hartnäckigkeit. Als Tom uns von diesem Wein erzählte, wurden wir hellhörig. Naturwein aus dem Tessin?!? Das musste unbedingt probiert werden. Doch das Unterfangen Herrn Ostini zu treffen, scheiterte immer und immer wieder. Das Telefon nahm er nicht ab, ein Smartphone gab und gibt es nicht, Mail konnte man keines finden und auch wenn man an der Haustüre klingelte, war nie jemand zuhause. 

Gefühlt ein halbes Jahr lang hat Tom versucht, ihn zu erreichen. Bis er in der am Anfang erwähnten Naturweinbar einen Tipp erhielt. Nun, es hatte geklappt und wir erhielten ein paar Flaschen, von Hand angeschrieben und ohne Erklärung. Eine Blinddegustation sozusagen – und was für eine. Wir waren sprachlos und begeistert. Es gab keine zwei Meinungen, diese Weine mussten wir haben.

Wer jetzt das Gefühl bekommen hat, Lorenzo sei ein anstrengender Eigenbrötler, dem sei gesagt: vielleicht ist er etwas kauzig, etwas verschroben, ja, aber er ist genauso offen, gastfreundlich, warmherzig, interessant und auf eine unterhaltsame Weise Weise. Wir finden: man muss ihn einfach lieben, diesen wunderschönen Menschen.

Sascha

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